Pfingsten 2002: Alpine Allstars am Bishorn

Prolog vor dem Theater: Stefan und Annegret schleichen zwei Tage um den Tödi rum, und trauen sich nicht hoch: Zu schlapp, zu verfressen, zu leicht bekleidet?

Zu schlapp? Zu leicht bekleidet? Zu verfressen?

Auch andere machen Trockenübungen im Angesicht des Galenstock: Elementare Techniken wie Tragen der Ski und Wiederaufstehen sind das unentbehrliche Rüstzeug des versierten Skialpinisten. So'n Glubsch!

Getrennt marschieren, vereint schlagen gilt auch für die großen Projekte im Alpinismus: Diesmal soll's der große Rhonegletscher/Triftgletscher-Rundumschlag werden: Drei Tage in einsamer Gletscherwelt, bei Wetterumschwung leicht auch mehr. Aufgrund einiger in den Produktionsprozeß eingebundener Teilnehmer (Probezeit) scheint dies aufgrund der zwielichtigen Wetterbedingungen zu bucklig.

Doch: Wallis -Von der Sonne verwöhnt!- ist mit der Bahnverladung durch den Furkatunnel ganz nah. Zu wievielt? Kommt drauf, was man machen will: Zu zweit ist schöner, zu fünft ist sicherer! Im Auto vor uns versuchen zwei im Dunkeln des Tunnels zueinander zu finden, zu fünft in einem Auto stellt sich dieses Problem nicht.

Doch wohin genau? 'Ein Viertausender soll es sein!', wünscht sich eine Extremalpinistin, und schon seit langem spukt das Bishorn durch die Alpingespräche: 'Eine der schönsten Skiabfahrten der Walliser Alpen!' (S. Klonner: personal comunication). Also nichts wie hin!

Leider sind die Vorstellungen doch etwas unklar, wo man den Berg findet. Welches der vielen Walliser Täler ist anzusteuern? Das Turtmanntal ist ein heißer Kandidat eines schwäbischen Extremalpinisten. Und ist die Tour anpruchsvoll genug? Überhebliche Pik-Lenin-Bezwinger lehnen eine Besteigung ab: 'Da kann man auch noch mit 65 hochlaufen!'

Um diesen Phantastereien Einhalt zu gebieten, müssen Fakten auf den Tisch: Die Verkäuferin im Kartengeschäft in Brig fürchtet das Schlimmste -Zerfledderung des Gesamtkartenbestandes!- als das angemuffte Alpinistenensemble vollständig bei ihr einfällt. Jetzt müssen Urteile revidiert (Aufstieg aus dem Zinaltal!), liebgewonnenen Vorurteile aufgegeben (Kein Rentnertraumziel, sondern ein Berg für ernsthafte Skialpinisten: ZB+! Ziemlich bucklig plus!), und Karten gekauft werden. Doch wer kauft? Die Wallis-Karten sind mehrfach vorhanden (Redundanz gleich Sicherheit!), doch leider zuhause in den Schubladen. Keiner will die Karte eines so schlappen Berges haben, schon gar nicht eine supergenaue Einszufünfundzwanzigtausender, und schon ganz und gar nicht doppelt! Ein Kompromiß wird gefunden, im Gegensatz zur weltgeschichtlichen Entwicklung siegt auch hier wieder das Kollektiv über den Individualismus, ein Kartensatz wird zur Zufriedenheit der Verkäuferin angeschafft.

An der Straßensperre am Eingang des Zinaltals muß Holger mal wieder die richtigen Worte finden: 'Wollt ihr auch zur Party?' 'Nein, wir sind Alpinisten und gehen aufs Bishorn!'

Mittlerweile hat es zu regnen begonnen, es wird kühl, und Wolken verdecken das Bergpanorama. Auch die Gäste der Bungee-Party sehen im Vorbeifahren etwas begossen aus. In Zinal ist die Stimmung auch nicht besser, es ist absolute Nebensaison, und das Finden einer Unterkunft gestaltet sich zu einer Prüfung der Ausdauer, der neuschwäbischen Sparsamkeit -die kostspielige Übernachtung im besten Haus am Platz kann sabotiert werden!-, und der Französischkenntnisse. Zuletzt paßt eine angemuffte Pension zu den ebenfalls angemufften Personen.

Über die Nacht hat sich das Wetter leider nicht geändert, so daß das Packen und der Aufbruch vom Auto nicht nur bei Nacht und Nebel, sondern auch bei strömendem Regen stattfindet. Die Zufriedenheit mit dem Material aus einem der bekanntesten Alpinsportgeschäfte ist nicht bei allen gleich hoch, da auch die Ausgangsbedingungen von "Isch geb Dir billiger, ist Model vom letzten Jahr!" ...

Isch geb

Dir billiger, ist Model vom letzten Jahr!

... zu "Beste-wo-gibt-Garantie! Ist aus der Zukunft!" reichen.

Beste-wo-gibt-Garantie! Ist aus der Zukunft!

Doch auch bei dieser Tour stellt sich kurz vor der Werbepause die Frage: Werden unsere Helden das selbstgesteckte Ziel erreichen? Treibt sie ein törichtes Verlangen in die wüsten Felsenhöhen?

Ich will es wissen!